BÖHLICH adolf († 2020) - Eine Stunde und vierzig Jahre
Das Aquarell ist die Technik, die Adolf Böhlich am frühesten fesselte. Angeregt hat ihn dazu im Studium besonders der Maler Gerhard Stengel. Zwischenzeitlich richtete sich seine gestalterische Entdeckerfreude auch auf kleinformatige Kaltnadelradierungen. Die Druckplatten dazu ließen sich ohne großen Aufwand herstellen. Selbst unterwegs wurde gezeichnet und radiert.
Das Malen - im Stehen und aus dem ganzen Körper heraus - erhielt nach einer schweren Handverletzung einen neuen Stellenwert. Ebenso das größere Bildformat. Ohnehin hatte der Umgang mit Naturmaterialien - als materielle und geistige Aneignung der Welt - Adolf Böhlich als Forscher zur Kunsterziehung und als Kunsttheoretiker schon immer interessiert. Das Malen war für ihn ein Naturprozess, Aquarellieren als Pflege einer faszinierenden Kulturleistung von Turner bis Nolde betrachtete er als eine spannende Herausforderung. Er selbst bezeichnete diese Technik als ein feines, sensibles Instrument.
Auf die Frage: Wie lange dauert ein Aquarell? antwortete er verschmitzt und bedeutungsvoll zugleich - eine Stunde und vierzig Jahre.
© Dr. phil. Ilona Schellenberg, Dresden